.... Gedenken an den Genozid an den Armeniern. Eine Geschichte über das systematische Morden, das es so vorher noch nie gab. Neben den Kriegsschauplätzen Europas von der Welt nahezu vergessen und auch heute immer noch ein nicht völlig aufgearbeitetes und bewältigtes Kapitel europäischer und auch deutscher Aussenpolitik. Haben die Deutschen mit dem Holocaust das systematische Grauen für sich reserviert?
21.09.2014: In diesem Jahre fallen Unabhängikeitstag (1991) und der Gedenktag, der alljählich im kleinen Dorf Musa Ler (armenisch für Musa Dag) in der Nähe von Yerevan gefeiert wird, zusammen. Liegt es daran, dass anstelle der erwarteten Tausenden von Menschen, die sich sonst jedes Jahr hier zusammen finden, nur einige hundert kamen?!
Oder war es das Gewitter, welches mit eindrucksvollen Blitzen und stürmischem Regen stundenlang über dem Dorf und dem Berg wütete, so dass es schwer viel,
sich auf das Fest und das Ritual zu konzentrieren?
Wie jedes Jahr am dritten Septemberwochenende beginnen die Vorbereitungen für das Fest bereits am Vorabend. Auf dem Hügel über dem Dorf, auf dem ein Monument und zwei kleine Museen an den Völkermörd erinnern, haben Nachfahren der Musaleris, 99 grosse Töpfe mit Harisa (vgl. unten Franz Werfels Beschreibung) über offene Feuer gestellt. Jedes Jahr wird ein Topf mehr auf den grossen Rosten über den kräftig rauchenden und damit den Abendhimmel zusätzlich verdunkelnden Feuern aufgestellt. Im nächsten Jahr werde es hundert sein. Eine runde Zahl und sicherlich Grund für viele Reden und politische Statements, die wohl letztlich wieder mehr von gloablpolitischem Kalkül als von aufrichtiger Auseinandersetzung mit der Geschichte geprägt sein werden.
Am Abend vor der grossen Zeremonie mit Ansprachen, Tanzgruppen, Militärchor und kirchlichen Segnungen steigen vor allem junge Leute auf den Berg, um dem Ritual des Harisa-Kochen beizuwohnen und
nach traditionaller Musik zu tanzen und zu feiern.
Franz Werfel beschreibt in "Die vierzig Tage des Musa Dagh" ausführlich die Rolle des Harisa-Festes für die Moral der Musaleris und ebenso die Vorzüge dieser armenischen Nationalspeise.
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