Strahlende Zukunftsbilder sind uns auch in den letzten Tagen keine begegnet. Dafür geballte Vergangenheit. Booking.com versprach ein "Hotel Vanadzor", wie immer auf dieser Seite "nur noch ein Zimmer verfügbar"; also dann: "Vanadzor Hotel" in Vanadzor.
Die Erinnerung an diese Stadt zeigte im Kopf nur Industrieruinen und einige sowjetische Neubauten. Die reale Wahrnehmung zeigte viel mehr Industrietruinen und noch mehr Neubauten. Manche davon postsozialistisch - in ihrer Hässlichkeit jedoch unübertrefflich.
Der Reiseführer spricht von einer blühenden industriellen und städtebaulichen Vergangenheit und von einer möglichen Zukunft. Aber die Vergangenheit wird immer vergangener und von Zukunft ist einfach nichts in Sicht.
"Vanadzor Hotel": ein ehemaliges sowjetisches Pionierlager. Riesig gross am Rande der Stadt im Wald versteckt. In einem kleinen Komplex hat jemand
drei Zimmer als "Hotel" hergerichtet. Alles stimmt, was das Internet aussagt: Gartenblick (Unkraut und Scherben), Pool (Wasser wohl noch aus Sowjetzeiten), Speiseraum (für ungefähr 500 Personen),
Frühstücksplatz im Freien (der ganze Wald voller kleiner Unterstände mit Tischen und Bänken, auf denen sicher seit Jahrzehnten keiner gesessen hat). Die dort wohnende Familie war rührend besorgt
- aber wo nichts ist, geht auch nur wenig zu verbessern. Trauer ist nicht der richtige Begriff ...
Eine Art Spuk-Area, die alle alten Pioniererinnerungen mit Fahnenapell und Sozialismus-toll-Finden wieder hochgespült hat. Sogar der kleine Trompeter war mit uns. Bis auf wenige huschende
Menschen eine leblose Kulisse, die höchstens noch von Kühen genutzt wird und zum Lagern von Heu für den Winter.
Tarkowsky-Stimmung ohne Tschernobyl - hier nimmt einfach die Zeit ihren Lauf.
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Roger Gruner (Mittwoch, 01 Februar 2017 17:28)
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