Abovyan, eine Industriestadt nordöstlich von Yerevan. Erbaut Anfang der 60er jahre hat dieser Ort das typische Antlitz dieser Zeit, ergänzt in den letzten 25 Jahren durch mehr oder weniger schöne
Neubauten, wie sie übarall in der Region zu finden sind.
Seit 1988 gibt es dieses Haus für Flüchtlinge aus Azerbaijan und die meisten der älteren Leute wohnen henauso lange in diesem Block. Am Eingang warten die alten Männer auf irgendwas und der Fotograf aus Switzeria ist eine willkommene Abwechslung. Das Blech über dem Eingang trägt noch die siegesgewissen Sprüche einer lange vergangenen Zeit und keiner nimmt diese Zeichen noch wahr. Inzwischen wohnen auch hier verschiedene Generationen, die vor allem eines verbindet: eines Tages hier rauszukommen und wie die meisten der anderen ehemaligenFüchtlinge ein eigenes Haus zu bekommen. Aber dafür gibt es derzeit kein Geld mehr, wie im Interview mit dem Leiter der staatlichen Migrationsbehörde zu erfahren war. Die internationalen Unterstützer haben ihre materielle Hilfe eingestellt und der Staat hat kein Budget mehr für die verbliebenen ca 10.000 Menschen, die in diesen alten Unterkünften hausen müssen.
Und es ist rechtlich eine sehr verfahrene Situation: Ein grösserer Teil der Menschen hier hat im Laufe der Zeit die armenische Staatsbürgerschaft beantragt und den Pass in den meisten Fällen auch recht schnell und unkompliziert bekommen. Damit aber haben sie ihren Anspruch auf Unterstützung als Flüchtlinge, die sie ja zumindest auf dem Papier nicht mehr sind, verloren. Die anderen haben nur ein staatliches Travel Document, wodurch sie weiter den Flüchtlingsstatus haben, aber dafür viele andere Bürgerrechte nicht. Bereits ein Konto bei der Bank zu eröffnen ist ihnen nicht möglich.
Der Winter steht erst vor der Tür, aber viele haben bereits die Öfen aufgestellt, die einzige Möglichkeit für die allermeisten, die sich Gas oder Strom kaum leisten können, die kalte Jahreszeit zu überstehen.
In den Geschichten, den Gesichtern, den Wohnungen dieser Menschen findet man das ganze Spektrum von Resignation, Resten von Wut, aber auch Hoffnung. Viele kleine Zeichen überall, die zeigen, dass sie sich fast alle Würde und ein wenig Zuversicht bewahrt haben. Ob Blumen, die Medaillien des boxenden Sohnes, oder die "Ecke der Hoffnung", in der wohl schon tausende von Gebeten gesprochen wurden.
Und natürlch sind es die Kinder, die auch hier die grösste Hoffnung sind, dass ein anderes Leben möglich ist.
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