Auf der gegenüberliegenden Seite hole ich gerade meine Wäsche vom Vortag von der Leine. Ein Rollenbruch - das ist Frauensache. Es muss merkwürdig für die vielen Hausfrauen ringsherum aussehen, wenn immer mal wieder ein Mann seine Wäsche aufhängt und einhohlt. Und was vor kurzem noch ein wenig Folklore war für mich ist nun Teil meines Alltags.
Mit allen Vor- und Nachteilen dieser Technik: kurze Wege, die Wäsche immer im Blick (wenn man zu Hause ist, was ich fast nie bin) und auch etwas Kommunikation mit den Nachbarn gehören sicher zu den traditionellen Werten dieser Trockenmethode. In Georgien wurde mir ausserdem erzählt, dass man an der Art, wie die Wäsche hängt (Reihenfolge der Farbe, Grösse, Ordnung nach Geschlecht etc.) auf den Charakter der Hausfrau und damit auf die Art und Weise des Familienlebens schliessen könne. Ein Thema für eine ethnologische Studie!
Nachteil für so jemanden wie mich, der seine Kleidungsstücke nicht immer im Blick hat und sie auch mal über Nacht hängen lässt: es kommt schon vor (wie heute), das aus den Wohnungen über mir die Zigarettenasche einfach am Balkonrand abgeklopft wird und sich dann über die vormals schwarze Kleidung verteilt. Etwas heftiger waren die Putzstücke, die aus der Baustelle in der Wohnung direkt über mir eines Tages an der Wäsche hängen blieben.
Unachtsamkeit gegenüber der Umwelt (der natürlichen, aber auch der sozialen, wenn sie nicht unmittelbar zur Familie gehört) ist eine der hevorstechendsten kollektiven Eigenschaften in diesem Land.
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Nele (Donnerstag, 06 November 2014 13:35)
Hihi ethnologische Waeschestudien :D Gruesse aus Spanien- hier wird die Wesche zwar auch drauessen aufgehaengt, aber eher im (ueberdachten) Innenhof..